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DÄNEMARK · KOPENHAGEN

KOPENHAGEN und MØN

Vieles im Leben verändert sich. Vor einigen Jahren war es noch völlig normal für einen Urlaub mit dem Auto per Fähre von Fehmarn über Lolland und Falster nach Møn zu fahren, um dabei auch einmal oder zweimal die gerade einmal einhundert Kilometer entfernte Hauptstadt Kopenhagen zu besuchen.
Heute im easyJet-Zeitalter fliegt es sich günstiger nach Kopenhagen um mit dem Mietwagen für einige Tage nach Moen zu fahren.

Kopenhagen ist eine liebenswerte Hauptstadt, vieles in der City erinnert ein wenig an Puppenhäuschen. Die Kopenhagener bzw. die Dänen brauchen Sie nicht, die Superlative, ohne die andere Hauptstädte nicht auszukommen scheinen.

Die Hauptattraktion ist seit jeher die "kleine" Meerjungfrau. Seit über 90 Jahren übersteht die Bronzefigur die vielen Attentate und Schändungen. Ihr wurden Arme, Beine und Kopf abgesägt, sie wurde vom Sockel gesprengt, mit Farbe übergossen und doch steht "den lille Havfrue" immernoch fest auf ihrem Platz und schaut sehnsüchtig auf´s Meer hinaus. Die schönste Tochter des Meereskönigs entstand 1913 nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Die Dänen im übrigen weigern sich der kleinen Meerjungfrau einen anderen, vielleicht sicheren Platz zuzuweisen. Das wäre für sie so als würde man sich in die dänische Nationnalfahne die Nase schnäuzen ...

Startet man von hier einen Stadtspaziergang geht man am besten immer am Kvæsthusgraven am Wasser entlang Richtung Süden. Am Amalienborg-Slotsplads lässt sich prüfen, ob Königin Margarete zu Hause ist. Flattert die Staatsfahne ist Sie.
Einige Meter weiter am Nyhavn ist Kopenhagen wohl am touristischsten. Hier, am neuen Hafen, wohnte einst der Märchendichter H.C. Andersen. Heute liegen malerische Kutter am Kai vor den bunt gestrichenen Giebelhäusern und in den Restaurants werden Spezialitäten serviert.

Auch der Tivoli am Rathausplatz und Ende der Fußgängerzone Strøget braucht keine Superlative um seinen Charme dennoch auszuspielen. Seit 1843 bereits verzaubern über 100.000 Glühlampen den Vergnügungspark abends in einen romantischen Lichtertraum.

Tolerieren oder Räumen? Dem Freistaat Christiania droht jetzt, seit mehr als 35 Jahren "soziales Experiment" mal wieder das Aus. Das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol, lässt die Träume vom Freistaat zerplatzen. Seit Anfang der siebziger Jahre leben hier Alternative, Aussteiger und Hippies auf einem ehemaligen Militärgelände weitestgehend friedlich zusammen. 1991 wurde Christiania mit der Auflage legalisiert, Miete und Wohnnebenkosten zu zahlen, sowie die Gebäude und Grünanlagen instand zu halten. Dieses Nutzungsrecht endete in der Silvesternacht 2005. Rechtsliberale Politiker haben nun genug von den Kiffern in der Pusher Street. Andererseits gibt es eine Christiania-Lobby und viele Anhänger. Bis zu einer halben Million Besucher zählt Christiania jährlich - nur wenige Dänische Museen können da mithalten.

Kopenhagen ist eine sympatische, quirlige Hauptstadt. Hier sonnen sich die Punks zusammen mit den Touristen auf dem Pflaster des Rathausplatzes. Hier fahren die Börsianer im Anzug und die Damen im schicken Kostüm mit dem Fahrrad auf ihrer eigenen Spur durch die Stadt. Hier sind Fahrräder im Straßenverkehr gleichberechtigt und jeder läuft so herum, wie es ihm gefällt.
Kopenhagen läuft keinen Modetrends hinterher, es setzt sie mittlerweile.
Bis auf die Königin scheinen sich alle Dänen zu Duzen. Dänemark denkt nicht im geringsten daran den Euro einzuführen oder seinen eher "gemütlichen" Fahrstil aufzugeben. Und das letzte Klischee: Wer in Kopenhagen ein großes Sex-Angebot zu finden hofft, der kommt übrigens ein Vierteljahrhundert zu spät.

von Fred Buschkewitz