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ZAKYNTHOS REISEFÜHRER
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Edgar Allan Poe
Man könnte annehmen den griechischen Inseln wäre vor langer Zeit einmal sehr langweilig gewesen. Sie begannen also ein Versteckspiel um sich etwas die Zeit zu vertreiben und um ein wenig Spaß zu haben.

Die meisten der griechischen Inseln versteckten sich in der Ägäis und wurden auch bald von den Touristen der Neuzeit entdeckt. Die drei Schwestern Korfu, Kephalonia und Zakynthos dagegen wollten es den anderen allerdings nicht so leicht machen. Sie versteckten sich gut hinter dem Peloponnes, dicht vor dem Festland im Ionischen Meer.

Manche Touristen suchen die Inseln daher noch heute…

Zakynthos, die südlichste der Ionischen Inseln wurde lange Zeit von den Venezianern beherrscht und „Fior di Levante“ – die Blume des Ostens genannt.
Ein Grund für uns Zakynthos zu besuchen ist der, dass sie vom wirklich grossen Tourismus bis heute verschont wurde. Trotz ihrer kilometerlangen Strände, ihrer feinsandigen Badebuchten und ihrer sanften Wanderwege.

Die Herrschaft der Venzianer ist der ganzen Insel auch an ihren Bauwerken anzusehen. Erwartet man doch eigentlich Griechische Säulenmonumente findet man vielmehr an italienische Paläste erinnernde Prachtbauten mit venezianischen Rundbögen.
Bei der Einfahrt in den Hafen von Zakynthos kann man schon unsicher werden, ob man sich hier nicht Venedig nähert!

Der geringe Abstand zum Peloponnes beträgt keine zehn Kilometer. Zakynthos kann daher gleichermaßen gut mit dem Flugzeug und mit der Fähre vom Festland erreicht werden. Der Flughafen von Zakynthos erfährt zur Zeit umfangreiche bauliche Maßnahmen. Die Ankunftshalle ist bereits fertig gestellt. Ohne Einschränkungen kann sie behindertengerecht genannt werden. Leider besitzt die Ankunftshalle keine „Finger“. Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte müssen also die Gangway herunter. Um so einfacher ist es aber dann im grosszügig gestalteten Bereich der Kofferbänder, des Zolls und der Ausgänge. Bereits nach weinigen Metern stehen Taxis bereit, um die Eingetroffenen auf der Insel zu verteilen.

Zakynthos-Stadt ist mit seinen 10000 Einwohnern, voller Lärm, pulsierendem Leben, Hektik und Verkehrschaos. Aber Zakynthos-Stadt ist auch weiß und Pastellfarben, entzückend, modern, lebens- und liebenswert, ein freundlicher Streifen im glitzernen Meer. Am schönsten ist die Stadt zum einen an der Uferstraße, in der Fußgängerzone und auf ihrem Marktplatz bei einem Cafe in einer der vielen Tavernen und –aus sicherer Entfernung- oberhalb der Chóra in Bóchali, von wo Sie einen fantastischen Ausblick über die altvenezianischen, roten Ziegelsteindächer der Stadt genießen können.
Wie die meisten anderen mediterranen Städte weist auch Zakynthos Stadt furchtbar hohe Bordsteine auf. Ein Besuch für Behinderte und Rollstuhlfahrer ist nur mit den bekannten Unannehmlichkeiten verbunden. Nur in der Fußgängerzone, die allerdings eine beachtliche Länge aufweist, ist es für Rollstuhlfahrer möglich sich ohne Aufwand fortzubewegen. Weiterhin wurden von der Stadtverwaltung zahlreiche Hügel zur Verkehrsberuhigung aufgestellt. Von Vorteil für Behinderte sind aber die grossen öffentlichen Plätze der Stadt.

Im Osten ist die Insel flach, vom Norden bis Südwesten durchzieht sie dagegen eine Kette von Bergen bis zu einer Höhe von 750 Metern. Zakynthos kann mit einer sehr üppigen Vegetation aufwarten. Kiefernwälder, Olivenhaine und dichtes Buschwerk durchziehen das Bergland.
Im Frühling ist Zakynthos ein blühendes, duftendes Blumenmeer und macht ihrem Namen Fior di Levante alle Ehre.
Die am Straßenrand allgegenwärtigen Bäume tragen Früchte, welche die Zier eines jeden mediterranen Wochenmarktes wären: Zitronen, Orangen, Feigen, Mandeln, Walnuss, Kirsche, Birne und natürlich Oliven.

Aber noch eine andere Attraktion macht Zakynthos interessant. Die kilometerlangen, feinsandigen Strände im Süden der Insel dienen der Unechten Karettschildkröte als Nistgebiet. Die bis zu einem Meter langen und zwei Zentner schweren weiblichen Tiere kommen in den Nächten von Mai bis August an die Strände um Ihre Eier im Sand bis zu 50 cm tief zu vergraben. In einem einzigen Nest werden bis zu 120 Tischtennisballgroße Eier abgelegt. Danach verbringen die weiblichen Tiere weitere 10 bis 14 Tage im Meer um die Eiablage ein zweites und manchmal sogar drittes Mal zu wiederholen.
Caretta caretta ist eine von weltweit acht Meeresschildkrötenarten, die ihr gesamtes Leben im Meer verbringt. Hier frisst sie, paart sich und legt sehr grosse Strecken zurück.
Wie alle Reptilien atmet Sie Luft über ihre Lungen, muss also alle paar Minuten an die Wasseroberfläche um Luft zu holen. Der aufgenommene Sauerstoff wird zB beim Schlafen sehr effizient genutzt. Die Schildkröte kann Stundenlang unter Wasser bleiben.

Leider ist Caretta caretta in ihrem Bestand extrem bedroht, da ihr der Mensch –aus Sorge um seine wirtschaftliche Existenz- manchmal auch mit Gewalt das (Über)Leben auf Zakynthos sehr schwer macht. Die Maßnahmen des 1999 gegründeten „National Marine Park of Zakynthos“ richten sich im wesentlichen auf eine Einschränkung des touristischen Angebotes. Gerade an den geschützten Niststränden der Schildkröten lohnen sich aus Sicht der Zakynther wirtschaftliche Existenzgründungen in Form von Hotels, Cafes und Tavernen.

Bereits 1983 wurde in Griechenland die „Sea Turtle Protection Society“ (STPS) gegründet. Trotzdem verringert sich das Vorkommen der Tiere dramatisch. Durch Unfälle mit Schnellbooten und Fischernetzen verenden unzählige Tiere. Ältere Zakynther berichten von „schwarzen Stränden“ wegen der Schlüpflinge in den frühen Morgenstunden.

Der Druck der STPS und anderer Umweltschutzorganisationen führte glücklicherweise zu Schutzbestimmungen. An bestimmten Stränden ist das Betreten generell untersagt, an anderen dürfen keine Sonnenschirme in den Sand geschoben und Liegen aufgestellt werden. Der Bootsverkehr und die Fischerei sind je nach Zone reglementiert.
Grosse Hoffnungen werden in einen neuen Nationalpark gesetzt.
Nicht nur die Mitarbeiter der STPS können zukünftig agieren, auch die Polizei, die Hafenpolizei und die Mitarbeiter des Parks können Maßnahmen durchsetzen und die Schildkröten schützen.
Wir wurden selbst von einem Mitarbeiter daran „gehindert“ einen bestimmten Strandabschnitt aufzusuchen … Es funktioniert also !
Für Behinderte und Junggebliebene sind die zahlreichen Strände im Süden mit dem Auto sehr gut zu erreichen. Die Strände von Laganás, Kalamáki, Limni Kerioú und Gérakas sind sehr breit lassen sich in Laganás und Kalamáki sogar befahren. In unmittelbarer Nähe zum Wasser befinden sich zahlreiche und ausreichend grosse Pärkplätze. Behindertenparkplätze findet man aber nirgens. Zum Strand von Gérakas muss eine Ab- bzw. Auffahrt von einigen Metern in Kauf genommen werden. Der Einstieg ins Wasser ist an allen Stränden recht einfach. Limni Kerioú besitzt einen Kiesstrand, der mit einem Rollstuhl leider nicht befahrbar ist.

Die Westküste Zakynthos fällt steil ins Meer ab. Hier, direkt am westlichsten Zipfel- befindet sich auch der Shipwreck-Beach. Das Fotomotiv der Insel schlechthin. Sicher ist es nicht, aber man erzählt sich das ein führungsloses, auf dem Meer treibendes von der Marine aufgebrachtes Schmugglerschiff, das –nachdem die Mannschaft die Ladung und sich selbst ins Meer verfrachtete- 1980 hier sehr werbewirksam gestrandet sein soll.
Die Besichtigung des Shipwreck-Beach für Junggebliebene ist möglich, da an die Aussichtskanzel mit dem Auto bis auf wenige Meter herangefahren werden kann. Der sehr lohnenswerte Spaziergang an den Klippen entlang Richtung Norden ist für Rollstuhlfahrer leider nicht möglich und für Behinderte nur bedingt möglich. Würde der Weg hier nur einige Meter geebnet werden ...

Dieser Teil Zakynthos bis in den Norden ist sicher der landschaftlich reizvollste. Steilküsten, fjordartige Buchten, im landesinneren malerische Bergdörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint und teilweise noch dichte Wälder. Die Landschaft wird rauher, die Besiedlung dünner und der Wind stärker. Am Horizont ist Kephalonia zu erkennen. Hier befinden sich die Blauen Grotten. Wer das Glück hat sie an einem ruhigen Tag vom Kap Skinári oder von Ágios Nikólaos anzufahren. In den Blauen Grotten leuchtet der Meeresgrund magisch in türkis, lila und blau. Das Wasser wirft sein romantisches Farbenspiel ebenso an die Felswände und wird damit bereits so manchen Fahrgast in Verzückung gebracht haben. Die Bootstour für Junggebliebene ist besser von Mikró Nissi aus zu unternehmen. Hier kann mit dem Auto direkt an den Bootssteg herangefahren werden, unüberwindliche Treppen haben wir nicht entdecken können.

Der flachere Osten bietet abwechslungsreiche Gegenden und reizvolle Fischerdörfer in denen der Tsatsíki noch unmittelbar in der Taverne direkt am Strand genossen werden kann. Die ganze Ostküste entlang von Mikró Nissi bis Tsilivi Beach teilen sich kleinere Hotels, Tavernen und Restaurants die erfrischenden Plätze am Wasser. Da hier keine größeren Einschränkungen durch den Naturschutz bestehen, werden vielfältige Wassersportmöglichkeiten angeboten.

Die Halbinsel Skopós, südlich von Zakynthos-Stadt, bietet traumhafte, ruhige Sandstrände. Direkt hinter der Küstenstraße erhebt sich steil aufragend der gleichnamige Bergrücken bis auf knapp 500 Meter Höhe. Der äußerste Zipfel von Skopós lädt zu kurzen Wanderungen ein und bietet Sonnenhungrigen schöne Strände und Buchten zum baden.
Argássi ist touristisch fest in englischer Hand und kann getrost durchfahren werden. Es sei denn man liebt schrilles Straßenoutfit, englisches Essen und hullaballou an jeder Ecke.

Auch Laganás in der gleichnamigen Bucht gelegen hat sich fest auf junge, englische Besucher eingestellt. Hier ist den griechischen Gastronomen durch die Zubereitung der Pitta with Chips der kulinarische Spagat gelungen, dem hier feiernden Badeurlauber ein anglo-hellenistisches Essen zu servieren.

Auch die Hauptstraße von Laganás und der Strandbereich gleicht zuweilen einem riesigen Flipper, an dem sich alles dreht, alles bewegt. Erst südlich von Agios Sóstis wird es wieder ruhiger.

Im Südwesten Zakynthos bildet Limni Keriou den Mittelpunkt in Sachen Tauchen. Von hier aus finden tägliche Ausfahrten zu Tauchplätzen statt, die unter Kennern beliebt sind. Begegnungen mit Schildkröten, Muränen und Barakudas sind nicht selten. Auch für Wanderer ist die Halbinsel zwischen Limni Keriou und Keri ein wunderschönes Gebiet.

Zante bietet jedem seiner Besucher etwas ohne sich einen Stempel aufdrücken zu lassen. Alles funktioniert nebeneinander. Badeinsel, Taucherinsel, grüne Insel zum Wandern und Insel zum Feiern. Insel der Schildkröten und … Insel der fehlenden Strassenschilder.
Eine gute Straßenkarte sollte das erste sein, was Sie sich auf Zakynthos zulegen.

Junggebliebene und Behinderte werden sich ebenfalls auf Zakynthos wohlfühlen. Im Allgemeinen lassen sich Strände, Sehenswürdigkeiten, Tavernen und große Teile von Zakynthos-Stadt gut erreichen.

von Heike und Fred Buschkewitz